Jule Hillgärtner
Groups stellt das kollaborative Arbeiten ins Zentrum, das sich in unterschiedlichen Formaten und Themenstellungen zeigt. Künstler_innen schließen sich zusammen, gründen Kollektive und kooperieren, um vielschichtige Projekte zu realisieren. Die Ausstellung Groups versteht sich dabei auch als Wertschätzung für eine Arbeitsweise, die der Idee widerspricht, dass Kunst per se auf Einzelne zurückzuführen ist: „Am Anfang einer Bewegung steht ein Ereignis, bei dem das Ich zu einem Wir wird.“ (Wittenburg / Voss)
Es gilt, das Konzept des Künstler_innensubjekts hinter sich zu lassen, um sich für unterschiedliche Modelle des Gemeinschaftlichen zu öffnen. Dabei treffen die prozessbasierten Arbeiten der Mitte der 1990er Jahre gegründeten Honey-Suckle Company auf Installationen und Langzeit-Performances von (Music For) Eggplant. Während Colectivo Los Ingrávidos experimentelle Filme als Mittel des soziopolitischen Protests nutzt, erschaffen projektKLUB eigene soziale Räume, die im Ausstellungsverlauf verschiedentlich aktiviert werden. Mit KAYA und DAS INSTITUT sind jeweils Zusammenschlüsse zweier Künstler_innen vertreten, die regelmäßig Dritte in ihre Projekte involvieren, ähnlich wie das dänische Trio SUPERFLEX, das ständig neue Tools zur Partizipation entwickelt. In Groups verwischen die Konturen zwischen Individuum und Gemeinschaft: Nicht selten gehen aus der Arbeit in und mit der Gruppe Projekte hervor, die sich im Laufe der Zeit wandeln, erst allmählich im Rahmen eines – teils performativen und partizipativen – Prozesses sichtbar werden.
Zentral im Hof des Kunstvereins ist eine Feuerstelle angelegt, die zu bestimmten Gelegenheiten aktiviert wird: Dann knistert das Lagerfeuer, es wird gemütlich, es wird geredet, gekocht und getanzt. Jede und jeder darf Platz nehmen auf Bänken, die in einer variablen Anordnung ringsum stehen. Die Feuerstelle hat ihren Platz auf einem Betonsockel, der dem Grundriss eines Raumes in der Remise entspricht. Jener fungierte zur Entstehungszeit des Ensembles der Villa Salve Hospes und ihrer Nebengebäude ebenso wie aktuell für die ortsspezifische Installation von projektKLUB als Lager: Hier wird Equipment aufbewahrt, das im Rahmen der sogenannten „Ereignisse“ zum Einsatz kommt. Zusätzlich ist im Foyer (frz. = Herd, Brennpunkt, über das Vulgärlateinische zu lateinisch focus = Feuerstätte, Herd) der Villa das Holz gestapelt, welches es für das Feuer im Hof braucht. Der erste Ort des Willkommens ist – umso einladender – nach draußen verlagert: keine Tür versperrt mehr den Zutritt und schließt ein oder aus. Schlicht gesagt, geht es bei der für Groups entwickelten Arbeit von projektKLUB um Begegnungen, um ihr Potential und ihre Notwendigkeiten. Im selben Augenblick spiegelt das Konzept dieser Räume verbindenden Installation die Struktur, Dynamik und Arbeitsweise der Gruppe, die als offenporiges Kollektiv zusammenarbeitet wider. Es gibt keinen definitiven, exklusiven Kreis an beteiligten Personen, aber einen festen Stamm an Künstler_innen, die von Projekt zu Projekt neu entscheiden, ob sie mitwirken oder nicht. Das ist eine nicht nur praktikable Antwort auf Fragen, die sich Kunstschaffende in der Schere zwischen Ökonomie und Idealismus vor allem im Anschluss an ihre Ausbildung stellen müssen. Zudem agiert projektKLUB aus einer gleicher-maßen romantischen wie politischen Haltung heraus: „Aus dem, was uns in der Liebe so selbstverständlich vorkommt, können wir etwas für unsere politischen Ziele lernen. Denn letztlich geht es bei beidem um gegenseitige Anerkennung, Interaktion und Vereinigung.“ (Margarete Stokowski: Untenrum frei,
2016)