Anette Walz
Alle Dinge, die Bilder, Objekte etc., die Ihr hier seht, sind das Ergebnis einer äußerst gelungenen Zusammenarbeit zwischen Kato Bardo Becker, gerade 11 Jahre alt geworden und in der 5ten Klasse und Sven-Julien Kanclerski, 30 Jahre alt und frisch von der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig. Dort hat er Kunst studiert und 2019 sein Meisterschülerjahr bei Prof. Thomas Rentmeister beendet.
Kato und Sven sind nicht nur der Jüngere und der Ältere, das Kind und der Erwachsene, der Schüler und der Künstler, sondern auch der Neffe und der Onkel, daher kennen die beiden sich.
Das Thema für diese Ausstellung war schnell gefunden. Es sollte in jedem Fall um den Pandabären gehen. Warum der Panda?
Vielleicht ist die einfachste Antwort, weil er süß ist! Weil er cool aussieht in seinem schwarz-weißen Look. Weil er gut ausgeschlafen trotzdem die schönsten schwarzen Augenringe hat.
Hat man Glück und einen Panda als Stofftier, dann kann man dem alles erzählen und er versteht auch alles und nimmt es gemütlich.
Er ist selten geworden, der Panda, nur noch 1864 Exemplare leben in freier Wildbahn und wenn man aus China käme und Diplomat wäre, dann könnte man mit einem Pandabären sogar Politik machen.
Ich behaupte hier haben zwei „Profis“ zusammengearbeitet. Beide sind „Profi“ in ihrer jeweils eigenen Welt. Sven ist Profi in der Welt der Kunst. Er weiß, wie man mit bestimmten Materialien umgeht, hat verschiedene Herangehensweisen und Techniken ausprobiert. Er hat gelernt Dinge in neue, ungewohnte Zusammenhänge zu stellen und er weiß, wie man eine Ausstellung aufbaut.
Kato ist Profi in der digitalen Welt des Minecraft. Am Computer kann er virtuelle Bausteine zu eigenwilligen Gebäuden und ganzen Szenarien zusammensetzen. In diesem Spiel beherrscht er die Regeln und Techniken und - ich verrate euch was - auch in seiner digitalen Welt spielt der Panda eine große Rolle.
Ihre erste gemeinsame Ausstellung nennen sie die pandarischen Bilder und auf dem Plakat dazu verraten sie uns etwas über die Art ihrer Zusammenarbeit. In einem Stern besonders hervorgehoben steht „back to back“, das ist Englisch und heißt „Rücken an Rücken“.
Ich spüre im Rücken den Anderen, da ist jemand, der mich unterstützt, der mir den Rücken stärkt. Und beide haben die Hände frei. Das brauchen sie auch, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. (Man braucht seine Hände zum Beispiel um den pandarischen Wald auf die Fensterscheibe zu sprayen, ein Erwachsener braucht vielleicht nur eine Hand, Kato hat am Anfang beide gebraucht, denn er hat das zum ersten Mal gemacht und das ist gar nicht so einfach.)
Beide lassen sich aufeinander ein und so baut Kato zum ersten Mal Objekte in der wirklichen Welt und Sven unterstützt ihn und gibt den nötigen Raum, damit das gelingen kann. Für die Objekte hatte Kato die Idee und Sven hat ganz viel beim Bauen geholfen. An der großen Arbeit dort drüben haben sie beide gemalt - Kato mit der Spraydose und Sven hat mit einem Dremel das Bild mit einer feinen Linienzeichnung versehen. Wir sehen eine vom Grün des Bambus umgebene Zellenstruktur in der es um die enge Symbiose zwischen dem Panda und seinem Lieblingsessen geht.
„Die pandarischen Bilder“, das klingt geheimnisvoll. Wenn es pandarische Bilder gibt, dann kommen die bestimmt aus einer pandarischen Welt, aus einer Welt in der „Das Pandarische“ etwas ganz Wichtiges ist, vielleicht das Allerwichtigste.
Schauen wir also gemeinsam, was „das Pandarische“ eigentlich ausmacht:
- Alles steht formal in Beziehung zum Pandabären, sieht ein bisschen so aus wie einer, erinnert uns an ihn oder an sein Essen (Bambus) oder an seinen Lebensraum (Bambuswald).
- Die pandarische Welt ist eine spielerische Welt, in der Erwachsene und Kinder sich auf Augenhöhe begegnen können.
- In der pandarischen Welt können Dinge/Objekte ihre Funktion ändern. Sie können Skulptur, Möbel oder Kommunikationshilfe sein, Geheimnisträger, Verstauraum oder Bühne.
- Die pandarische Welt ist eine schöne, lustige, starke und freie Welt in der man gemeinsame Spielregeln findet und etwas Neues zusammen erschafft.
- In der pandarischen Welt wird das Naheliegende wieder neu in den Blick genommen.
- In der pandarischen Welt dürfen Bilder umarmt werden, Objekten kann man Geheimnisse erzählen und was für besondere Kräfte es sonst noch gibt, davon erzählen die Zeichnungen dort an der Wand. Es gibt leuchtende Power-Pilze, unterirdische Welten und ein spezielles Studio, um YouTube-Videos aufzunehmen. Und wir begegnen der recht seltenen Panda-Katze.
- Kommt und werdet Teil der pandarischen Welt! Spielt mehr! Macht mehr gemeinsam! Probiert etwas Neues zusammen aus! Findet neue Räume und Verbündete für diese Experimente!
- Ich denke, wir alle brauchen ein Stück dieser pandarischen Welt, und zwar nicht im virtuellen Raum, sondern im Hier und Jetzt unserer Wirklichkeit.